Wien (OTS) – Schneller – höher – weiter: Der Superlativ ist längst nicht nur im Sport oberstes Ziel. Egal ob es um wirtschaftliche Gewinnmaximierung, die brandaktuelle Technik oder um die meisten “LIKEs” geht, der Leistungsgedanke ist ein fixer Bestandteil unseres Lebens geworden. Diese Entwicklung macht auch vor unserer Nahrung nicht halt. Doch gerade weil Essen eines der ureigensten Grundbedürfnisse ist und tagtäglich passiert, gibt es nicht “den” Essenstrend schlechthin, sondern unterschiedlichste Ernährungsweisen prägen unsere Esskultur. Auf der 9. Jahrestagung des Verbands der Ernährungswissenschafter Österreichs (VEÖ) am 25. und 26. April 2013 beleuchteten ausgewählte Food Trend ExpertInnen wichtige und aktuelle Ess-Strömungen von ihrem Blickwinkel aus.
Essen ist in aller Munde und soll längst nicht “nur” mehr satt machen. Die Anforderungen an unsere Speisen sind hoch und vielfältig, wie Ernährungswissenschafterin und Buchautorin Mag. Hanni Rützler weiß. Die einstige Mitbegründerin des Verbands der Ernährungswissenschafter Österreichs (VEÖ) erklärt aktuelle Trendfelder, die unser Essverhalten beeinflussen. Die eigene Persönlichkeit steht hoch im Kurs ebenso wie der gegenseitige Austausch mit anderen. Ausprobieren neuer (Geschmacks-)Kombinationen zum Beispiel durch Elemente der asiatischen Küche gepaart mit traditionellen Gerichten führt zu einzigartigen Sinneserlebnissen.
Dieser im Fachjargon als “New Fusion Food” bezeichnete Trend findet sich vor allem in Städten wieder. “Communicooking” beeinflusst die neue Trendküche: Dabei dient Essen als Basis für Kommunikation. Essen verbindet und liefert Gesprächsstoff. Neu ausprobierte Rezepte sind ebenso Thema wie Geschmack, Genuss oder die Lebenssituation, in der das Rezept verwendet wurde. Rützler kennt als ehemaliges VEÖ-Vorstandsmitglied die Vielfalt und die mannigfaltigen Auswirkungen unserer Ernährung gut und ist sich daher sicher: “Mit dem Aufkommen des Internets hat sich unser Leben verändert. Das Entscheidende ist, dass das Internet für die nächste Dekade die Plattform sein wird, die unser alltägliches Leben und damit auch unsere Esskultur und unsere Beziehungen zu Produkten und Produzenten verändern wird”. Als “Real Digital” wird die zunehmende Nutzung des World Wide Web für Alltagsfragen benannt. Interaktionen im Netz machen dieses “lebendig” und Veränderungen sind schnell wie die Entwicklung des Internets selbst.
Ernährungswissenschafterin Mag. Mariella Lahodny entführt in die Onlinewelt und stellt fest: Webanwendungen zum Thema Essen und Abnehmen boomen. Von Apps, die einfache Regeln mit Erinnerungsfunktionen paaren um das Ernährungsverhalten zu verbessern, bis hin zu Onlineportal, die bild- und videogestützte “Individualberatungen” anbieten, ist alles zu finden. Ob “Online-Lebensmittelshopping” nach schwedischem Vorbild auch Österreich erobern wird wie einst ein schwedisches Möbelhaus, bleibt offen. Eines ist evident: Ernährung ist medial und mit weiteren Errungenschaften ist zu rechnen. Ziel ist höchstmöglicher Komfort und Userfreundlichkeit, gleichzeitig bietet das Internet aber auch Raum für unseriöse Angebote.
Die Konsumenten sind sich dessen bewusst, daher auch der Ruf nach “Trusted Food” – vertrauenswürdigen Lebensmitteln: Saisonal, regional und wenig verarbeitet sind die Schlagwörter trendbewusster Konsumenten, gleichzeitig sollen aber auch Kriterien wie lange Haltbarkeit, schnelle Zubereitung und der Preis stimmen. Trotzdem, was “drauf steht, soll auch drin sein”, das alte Sprichwort “Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser” erfährt durch den Informationsfluss über das Internet und durch angepasste gesetzliche Regelungen zur Produktkennzeichnung neue Ausmaße. Ernährungswissenschafterin Mag. Sonja Reiselhuber-Schmölzer berichtet über aktuelle Trends im Bereich Produktwerbung und Auslobung. “Clean Claiming” heißt eines der neuen Zauberwörter, welches sich auf die Angabe “frei von” bestimmten Inhalts- bzw. vor allem Zusatzstoffen bezieht.
Die Konsumenten sollen dadurch zum Kauf motiviert werden. Diskussionspotenzial bieten auch Angaben wie “glutenfrei” oder “laktosefrei” auf Lebensmitteln, die von Natur aus ohnehin kein Gluten bzw. keine Laktose enthalten. Neben diesen Angaben zu Allergenen spielen auch Auslobungen zur Herkunft eine wichtige Rolle in der Produktwerbung. “Angaben zu Österreich und zur spezifischen Herkunft von Produkten werden von den Konsumenten ernst genommen. Dieses Thema emotionalisiert und die Verbraucher erwarten sich hier Transparenz”, so 2. Vorsitzende des VEÖ.
Schneller – höher – weiter: Der Superlativ lebt und unterliegt dem Puls der Zeit wie unsere Gesellschaft, das Internet und unser Essverhalten. Aus Forderungen nach mehr Natur, mehr Klarheit, mehr Persönlichkeit bis hin zu mehr Hightech, mehr Information und mehr Sicherheit ergibt sich ein Bild unseres Essens, das so vielfältig ist wie die ExpertInnen, die bei der VEÖ Tagung zur Wort kamen. “Wir Ernährungswissenschafter beschäftigen uns nicht nur mit den heutigen sondern auch mit zukünftigen Esstrends und -entwicklungen am Ernährungssektor, denn Lebensmittel sind längst mehr als nur Hungerstiller. Dieser Mehr-Wert ist ständig im Wandel. Wir haben es uns auch hier zur Aufgabe gemacht, zwischen den Bedürfnissen der und wissenschaftlichen Erkenntnissen zu vermitteln”, so Mag. Ursula Umfahrer-Pirker, 1. Vorsitzende des VEÖ.
Über den Verband der Ernährungswissenschafter Österreichs (VEÖ):
Wichtige Ziele des VEÖ bestehen unter anderem in einer fachspezifischen und berufsübergreifenden Fortbildung, einer berufspolitischen und rechtlichen Vertretung sowie einer Kontaktplattform auf dem Sektor Ernährung.
Als besondere Leistung für JournalistInnen vermittelt der VEÖ ExpertInnen zu verschiedensten Themenbereichen rund um die Ernährung.
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